5. – 25. 5. 2018 – Klettern an der Ardèche

05.-06. Mai 2018:

Die erste Etappe unseres 3 wöchigen Roadtrips führt uns ins Schweizer Jura. Markus hat hier am Rüttelhorn bei Solothurn kürzlich einen Klettergarten erkundet und möchte mir diesen nicht vorenthalten. Gleich 200m vom eigentlichen Kletter/Wanderparkplatz entfernt gibt es eine gute Gelegenheit mit dem Bus einigermaßen „privat“ zu campieren (kein Wasser!). Hier parken wir und gehen an diesem Tag noch auf dem Grat ums Eck – im frisch grünen Buchenwald – spazieren. Bei klarer Sicht soll man von hier aus Mönch, Eiger, Jungfrau sehen. Schade, dass dies heute nicht der Fall ist; dennoch können wir weit über die Ebene des Berner Oberlands blicken.

Klettern – dafür sind wir hier! Wir gehen am nächsten Tag zum Sektor „Gelbe Wand“. Wir fangen einfach an und suchen, dann etwas schwerere Routen. Allerdings finden wir nix im 5a-5c Bereich – deshalb nehmen wir direkt die 6er Riege in Angriff. Die Absicherung im Kalkfels ist generell gut. Alles in allem ein schöner Urlaubseinstieg mit viel Schweizer Idyll.

Weiter geht es über Lausanne (Genfer See) an die Ardèche (Frankreich).

08.-10. Mai 2018:

Wir finden einen gechillten Campingplatz direkt am Flussufer der Ardèche in der Nähe vom Pont d´Arc => Camp des Gorges Trois Eaux (http://www.camping-camp-des-gorges.com/). Auf dem Klo läuft mitunter Reggae-Musik. Es herrscht noch absolute Vorsaison; es ist kaum was los.

Wir haben uns das Klettergebiet „Grand Charmasson“ rausgesucht. Vom Campingplatz aus trennen uns nur knappe 3 km Wegstrecke – allerdings auch ca. 250 Hm. Die überwinden wir mit unseren Mountainbikes in ca. einer halben Stunde.

Das Klettergebiet findet sich, dank Skizze im Kletterführer „Escalade en Ardèche“ (S. 22), recht einfach – kurz vor dem Tunnel zwickt eine Forststraße links ab. Wir parken die Räder und gehen 5 Minuten zu Fuß weiter zu den Sektoren 2 und 3. Hier findet sich für jeden Geschmack was: von 4a bis 7a ist alles (mehrfach) dabei. In bestem Fels (Kalk), tollen Strukturen, nicht speckig, gut gesichert mit top Material (keine lockeren Haken gefunden). So reiht sich Länge an Länge! Wir steigen irgendwo bei 5a ein und hören bei 6c+ auf. Markus und ich haben unsere Projekte (6c+ bzw. 6b) für die nächsten Tage gefunden. Nach 5-6h Kletterei lassen wir es dann auch gut sein und rollen zufrieden bergab zurück auf unseren Campingplatz.

 

  1. Mai 2018:

Heute wollen wir die Umgebung erwandern, setzen zunächst den Bus in Bewegung und fahren nach Largentière. Nach unserem Wanderbüchlein „ Die wilden Berge der Ardèche“ (Tour 14) kann man von hier aus eine ca. 15km Wanderung auf unschwierigen Pfaden unternehmen. Vorbei an mittelalterlichen Ortschaften geht es abwechslungsreich durch duftende Wälder. Der Weg: mal schmaler Pfad, mal Forstweg, mal geteerte Straße, auf und ab, mit und ohne Aussicht (Burgen, Dörfer, Wälder, Weinstöcke, Steinhäuser) mal offen und weit, mal eingewachsen und eng.

Auf der Rückfahrt fahren wir durch bizarre Felslandschaften und können einen Blick auf das Klettergebiet um Chauzon „Cirque de Gens“ erhaschen. Diese Felsformationen interessieren uns – das wird unser nächstes Kletterziel, wenn wir in Grand Charmasson alles abgehakt haben.

Leider regnet es die nächsten Tage – wir hängen im Bus ab und…

 

  1. Mai 2018:

…besuchen die Grotte de Saint Marcel die mit dem Bus innerhalb von einer halben Stunde vom Campingplatz aus zu erreichen ist (https://www.grotte-ardeche.com/en/). Die Grotte ist ein ca. 60 km langes / verzweigtes Höhlensystem mit riesigen Hallen und Tropfsteinen. Besichtigen kann man in der angebotenen 1-Stunden-Tour zwar nur 600 m; diese sind trotzdem lohnend und spektakulär, mit schönen Licht- und etwas pompös daherkommenden Soundeffekten. Die Unterwelt ist über das ganze Jahr mit 14°C wohl temperiert (Eintritt 11€ pro Person).

 

 

  1. Mai 2018:

Wir fahren knappe 30 Minuten zu unserem nächsten Ziel: der Campingplatz „Du Pont“ in Pradons – und wie der Name schon sagt: direkt an der Brücke. Hier ist noch weniger los; wir haben freie Platzwahl; der Stellplatz kostet in der Vorsaison nur 15€ für 2 Personen.

Wir ziehen zu Fuß neugierig zum vielversprechenden Klettergebiet bei Chauzon „Cirque de Gens“. Die Fotos im Kletterführer versprechen nicht zu viel; die Landschaft ist spektakulär: in einem großen Bogen läuft die Ardèche unten im Flussbett. Es schließt sich ein grünes Band an, bevor die Felsen 40-60m nach oben herausragen und das gesamte Rund des Flusses nachzeichnen. Grandios! Wir freuen uns schon auf die vielen Kletterrouten.

Der Weg ist nicht ganz einfach zu finden. 2x folgen wir den falschen Spuren. Aber endlich sind wir auf dem richtigen Pfad und stehen vor den ersten gebohrten Routen. Das verwendete Material ist hier nicht so top wie im letzten Gebiet – es gibt rostigen, einfach umgebogenen (?) und eingeklebten Baustahl (wohlgemerkt, nach oben hin offen). Das sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Daneben sind dann wieder etwas modernere, rostfreie U-Hakl. Wir finden eine interessante Felsformation und steigen erst mal leicht in eine 5b ein. Ha! Bei der 5b komme ich schnell ins Schwitzen und nicht nur weil mir die Sonne auf den Rücken brennt. Es ist alles total abgespeckt und rutschig. Plaisir geht anders. Die Tour ist auch nicht sonderlich homogen. Enttäuscht komme ich auf den Boden der Tatsachen zurück. Markus geht es nicht anders – auch er findet keinen Spaß an der Tour. Eine Route weiter liefert ein ähnliches Ergebnis….

Wir schauen uns noch ein bisschen um, aber alle Routen sehen hier extrem abgespeckt aus. Wir schieben es auf die Tatsache, dass sich diese Routen gleich am Anfang des Gebietes befinden. Wir wollen morgen weiter nach hinten gehen in der Hoffnung, dass die Bedingungen dort besser sind. Für heute kehren wir frustriert zum Bus zurück.

 

  1. Mai 2018:

Wir laufen ans letzte Drittel des Cirque de Gens in den Sektor „Compét´“. Hier finden wir eine 5c (Ramollo) an der wir uns versuchen wollen. Markus steigt ein und kommt auch hier recht schnell zu dem Schluss: Speckstein von unten bis oben. So richtig werden wir nicht warm mit diesem Klettergebiet; es macht uns keinen Spaß. Die landschaftlichen Reize reichen leider nicht aus; es ist klettertechnisch das absolute Gegenteil von „Grand Charmasson“. Wir packen sehr schnell unsere Sachen zusammen und überlegen wo wir die nächsten Tage klettern wollen. Hier jedenfalls nicht mehr.

Ansonsten ist als positiver Aspekt nochmals die Fauna und Flora hervorzuheben. Neben Schlangen, Kröten, Eidechsen in allen erdenklichen Größen und Vögel (nebst Gezwitscher) gibt es viele bunte Schmetterlinge, Käfer, tolle Pflanzen….. Natur pur! Sehenswert.

 

  1. Mai 2018:

Wir schnappen uns die Räder und fahren über Chauzon nach Belazuc. Letzterer Ort wird groß mit dem Gütesigel „Villages de caractère“ beworben. Es geht auf einer ruhigen Nebenstraße bergauf, bergab durch die Macchia. Belazuc taucht dann nach ca. 11 km am jenseitigen Ufer der Ardèche auf; malerisch in den Hang gebaut. Das Dorf ist klein, mit sehr mittelalterlichem Flair. D.h. enge Gassen, alles sehr verschachtelt und hübsch anzuschauen. Nach einem Rundgang durch das Dorf und einer kurzen Trinkpause am Ufer der Ardèche radeln wir zurück zum Campingplatz.

Da es noch recht früh am Nachmittag ist, beschließen wir mit dem Bus nach Vallon Pont d´Arc zu fahren um die Caverne du Pont D´Arc (Grotte Chauvet) zu besichtigen. Die Caverne befindet sich etwas außerhalb, auf einem Hügel über der Ortschaft und beheimatet eine originalgetreue Nachbildung der Grotte Chauvet im Maßstab 1:3 mit den berühmten Höhlenmalereien – die Ältesten seiner Art; datiert auf 36000 Jahre BP (before present – wobei BP definiert ist als 1950!). Das Original bleibt versiegelt für die Öffentlichkeit um es vor den Umwelteinflüssen und damit vor der Zerstörung zu schützen.

Die Ausstellung selbst ist unglaublich toll. Man läuft durch eine detailgeträue Höhlennachbildung mit den beeindruckenden Wandgemälden und ist fasziniert von den malerischen und künstlerischen Fähigkeiten unserer Vorfahren. Der deutschsprachige Führer ist hervorragend und kommt sehr wissenschaftlich daher. Der Spaß kostet 15€ pro Nase und ist jeden Cent wert! Auf dem Gelände befindet sich außerdem eine Ausstellung die man besichtigen kann und Infotafeln, die u.a. die Datierungsmethoden, die Entdeckung der Höhle, den Bau der Caverne usw. erklärt. Sehenswert! Absolut sehenswert!

 

19.-21. Mai 2018:

Wir wollen nochmal klettern und probieren das Klettergebiet vis a vis von Belazuc aus („Les Barasses“). Der Klettergarten ist schön gelegen – mit toller Aussicht auf Balazuc und die Ardèche. Wir finden in dem südseitig ausgerichteten Klettergarten (zunächst) ein schattiges Plätzchen um 3 Routen zu klettern (4a-6a). Die Kletterei ist „ganz ok“ aber sicher kein WOW-Erlebnis. Als Absicherung findet man primär die U-Hakl – ein Großteil der Stände ist saniert. Nachdem wir alles im Schatten abgehakt haben laufen wir die Wand entlang um weitere Routen zu inspizieren. Alles liegt in der prallen Sonne; da ist es auch im Mai schon zu heiß. Trotzdem probieren wir noch 3 weitere Routen. Doch die sind absolut abgespeckt und glänzen wie Marmor in der Sonne. Nein, auch dieses Klettergebiet gefällt uns nicht. Es hat seine besten Tage bereits gesehen und ist einfach schon zu stark abgeklettert.

Wir beschließen zurück zum Camp de Gorges zu fahren um weitere Routen im Top Gebiet „Grand Charmasson“ zu erkunden. Endlich wieder vernünftig klettern!!!! Hier gibt es für uns noch genug zu tun.

 

22.-24. Mai 2018:

Aufgrund der zunehmend instabilen Wetterlage beschließen wir Richtung Chamonix aufzubrechen. Gegen 18:15 Uhr kommen wir auf dem Campingplatz in Argentière an. Die haben erst vergangene Woche aufgemacht, weil vorher noch Restschnee auf den Wiesen lag. Es ist schön wieder hier zu sein. Einen Tag müssen wir im Bus das schlechte Wetter aussitzen, bevor wir dann bei bestem Sonnenschein zu Fuß zu den Felsen oberhalb von Argentière laufen und eine der Mehrseillängen-Touren im Granit klettern. Ein schöner Abschluss unseres Urlaubs.